Mittwoch, 24. Februar 2016

Die Bikerjacke und mein neuer Schatz

Auch wenn das Wetter jetzt nochmal eine Kehrtwende Richtung Winter gemacht hat, gefühlsmässig bin ich schon halb im Frühling angekommen. Allerhöchste Zeit, die diesjährige Frühlingsjacke in Angriff zu nehmen.
Die Schnittanpassungen (von Grösse 44 auf 40/42) hab ich bereits im Januar gemacht, zugeschnitten auch. 


Mit Raglanärmeln bei Jacken hatte ich in der Vergangenheit so meine Probleme, zum Beispiel bei diesem Mantel:


Deshalb hab ich als erstes die Ärmelpassen mit den Kordeln genäht...



...und zur Probe an Vorder- und Rückenteil geheftet...



Sieht gut aus :-)

Seit Samstag ist auch meine neue (gebraucht gekaufte) Nähmaschine im Einsatz:

sieht die alte nicht niedlich aus im Vergleich?
Über meine alte Maschine lass ich nichts kommen, beinahe fünfzehn Jahre lang hat sie mir, bis auf einen Werkstattbesuch, immer treu und zuverlässig gedient. Aber in letzter Zeit hab ich ihr einfach ein bisschen zu viel zugemutet. Leder, Jeans- und Wollstoffe, den Ruhestand hat sie sich verdient. Um nicht eines Tages mitten in einer Arbeit von einem Totalschaden überrascht zu werden, hab ich vor zwei Wochen angefangen, mich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Es gibt ja unglaublich viele verschiedene Modelle auf dem Markt. Gar nicht so einfach, das richtige für mich zu finden. 

Geholfen hat mir dabei diese Sammlung von Erfahrungsberichten von marjakatz
Dann bin ich im Netz auf die Suche gegangen. Auf Janome hab ich mich recht früh festgelegt, weil ich davon schon viel gutes gehört und gelesen habe. Leider sind dann ein bisschen die Pferde mit mir durchgegangen. Ja, es IST möglich, alles zu bekommen, was man sich nur vorstellen kann. Aber nein, eine Maschine für 3.300 € MUSS nicht sein. Nicht für mich, da ich jobbedingt nicht jeden Tag nähen kann. Die Vernunft hat gesiegt.
Als ich mich schon fast für ein Modell entschieden hatte, hab ich zum Glück noch irgendwo gelesen, dass dieses Modell keinen Freiarm hat. Darauf kann und will ich nicht verzichten und leider sieht man das selten in einer Modellbeschreibung. Also hab ich gezielt nach Freiarm-Maschinen gesucht und siehe da - eine Gebrauchtmaschine gefunden. Der Neupreis (ca. 1700 €) hätte in mein Budget auch gepasst, aber nachdem ich sie mal entdeckt hatte bin ich das Risiko diesmal eingegangen. Bei uns in der Nähe gibt es leider keinen Janome-Händler. Gekauft hab ich sie im nähpark, und gefiebert, ob auch alles heil ankommt. Hat aber wunderbar geklappt. Das Zubehör war vollständig und Gebrauchsspuren konnte ich eigentlich gar keine sehen. Dafür fiel mir erst, als ich anfangen wollte zu nähen, auf, dass die beiden Garnrollenhalten fehlen :-) eine Antwort vom Nähpark steht noch aus, solange warte ich noch mit der Beurteilung des Service.
Nach dem ersten vorsichtigen Probenähen läuft es inzwischen schon sehr gut. Die Umstellung klappt besser und schneller als erwartet. Nun bin ich wieder so hochmotiviert, dass ich mich regelrecht zwingen muss, nicht jede freie Minute an der Maschine zu sitzen. Aber schliesslich ist die Wunschliste auch seeeehr lang, da haben wir beide noch genug zu tun :-)

MMM 01/2016 Vivienne Westwood Jacket

Zum ersten Mal in diesem Jahr schaffe ich es zum MeMadeMittwoch. Mit einer Jacke, die schon längst hätte fertig sein können, wenn ich nicht so viele Kleinigkeiten zwischendurch gemacht hätte, wie hier beschrieben.
Meine Version von Vivienne Westwoods Foggy Tweed Alcoholic Jacket:


Und wieder einmal muss ich mich für die schlechte Qualität der Fotos entschuldigen. Abends bei Kunstlicht ist es schon schwierig genug, auch wenn man bessere Laune hat, als ich gestern Abend. Da müsst ihr jetzt durch :-)


Besonders aussagekräftig ist das nicht, auf den Details sieht man die Farbunterschiede besser. Kritikpunkte hab ich natürlich auch. Ein klein bisschen weiter hätte sie sein dürfen. Und beim asymmetrischen Vorderteil hatte ich einen Denkfehler. Das war schon sehr früh klar, ich hätte das also nochmal ändern können. Wollte ich aber nicht, wenn schon schräg, dann aber richtig :-)

  

Hier sieht es so aus, als würde es zwischen den oberen beiden Knöpfen aufklaffen. Ich finde die Abstände zwischen den Knöpfen immer noch zu gross, dabei hab ich schon einen mehr als beim Original gesetzt. 
Sehr idyllisch sind auch die Kartons im Hintergrund, der von meiner neuen Nähmaschine (kreisch) und im oberen sind meine neuen Boots angekommen (nochmal kreisch)...


Fazit: lange Pausen bei einem solchen Projekt sind anstrengend, da muss ich mehr an mir arbeiten. Und noch genauer planen, z,B. bei der Schnittkonstruktion. Die nächste Jacke mit Anpassungen ist ja bereits in Arbeit :-)

Die aus Film und Fernsehen bekannte Meike/FrauCrafteln ist heute Gastgeberin beim MeMadeMittwoch. Ganz früh war sie schon online und ich gehe mit meinen lausigen Bildern jetzt auch dort hin...

Dienstag, 23. Februar 2016

Vivienne Westwood and my new shoes



It's done! Unglaublich, aber wahr: mein Vivienne-Westwood-Foggy-Tweed-Alcoholic-Jacket ist fertig. Am Schluss war noch einiges an Handarbeit nötig, entschleunigtes Nähen nenne ich das. Die allerletzte Arbeit mit meiner (NEUEN, aber dazu später mehr) Nähmaschine waren die Knopflöcher.

Zur Erinnerung: so (umwerfend) sieht das Original aus:



Das waren die Anfänge:

Konstruktion der mittleren Vorderteile und des Kragens

Probenähen des rechten, mittleren Vorderteils

Farbspielereien für den Foggy"-Effekt und für die Paspeln

 Zwischenstand: ein ungebügelter Sack :-)


Feinarbeiten, zum Beispiel die Ärmelmanschetten:


Beim Original gibt es keine Paspeln, aber ich bin froh, dass ich mir die zusätzliche Arbeit gemacht habe. Ich finde, das schafft einen etwas ruhigeren Übergang.

Bei den Taschenklappen hab ich dann zum ersten Mal gefärbt:


 Komisch, gestern Abend sahen die Fotos gar nicht so verwackelt aus, grrr...

Lange hab ich dann überlegt, wieviel Foggy-Effekt ich wirklich haben will und beschlossen, dass die Taschenklappen und die äusseren Kragenteile reichen.


Ein weiteres Detail auf meiner Planung war ja auch das angetäuschte untere Knopfloch, das natürlich auf der falschen Seite sitzt.


Bounded buttonholes hab ich nicht gemacht, das sieht immer schöner aus bei einfarbigen Stoffen. Und die Ärmel habe ich auch nicht wie im Original in 3/4-Länge gemacht. Obwohl ich da lange hin und her überlegt habe, fand ich es doch sinnvoller, eine warme Jacke mit langen Ärmeln auszustatten.


Fehlt nur noch passendes Schuhwerk, das aber nicht unbedingt Vivienne-Westwood-Style ist. Meine neuen Schuhe....!!!

Sendra Boots
Nun noch ein Gesamtbild, Bilder am lebenden Objekt gibt es morgen zum MeMadeMittwoch:


Montag, 22. Februar 2016

Abschied von zwei Grossen

Nachrufe überlasse ich klügeren Menschen, von mir nur eine Verneigung zum Abschied. Für eine Leseratte wie mich bleiben sie, wegen ihrer Bücher, unsterblich.

Harper Lee

Quelle: vulture.com

Harper Lee in meinem Bücherschrank:




Umberto Eco

Quelle: umbertoeco.com
Umberto Eco in meinem Bücherschrank:



 

Dienstag, 9. Februar 2016

Von der Kunst, sich zu verzetteln

Im Januar hatte ich meinen jährlichen "Weihnachts"-Urlaub und wie immer eine lange Liste parat, was ich alles in den zwei Wochen nähen wollte. Ich war sehr zuversichtlich, nicht nur ganz viel neue Sachen zu schaffen, sondern auch liegen gebliebenes endlich abschliessen zu können. Drollig, wie man immer und immer wieder Erfahrungswerte ignoriert :-)
Liegen gebliebene Hausarbeit hab ich immerhin erledigt und ein paar neue Sachen sind auch entstanden, aber alles nur Kleinkram.

Seit einer gefühlten Ewigkeit hab ich nach einem neuen Bügelbrettbezug gesucht. Aber teuer UND hässlich ist eine inakzeptable Kombination. Es hat erstaunlich lange gedauert, bis ich endlich auf die Idee gekommen bin, mir einfach einen neuen zu nähen:


Stabiler Baumwollstoff vom Möbelschweden, schön ist er. Einziger Nachteil: als Hintergrund/Unterlage beim Fotografieren ist das Muster sehr präsent. Hier gibt es eine gute Anleitung dafür, das alte Zugband zu verwenden, ohne einen neuen Tunnel nähen zu müssen.

Auf der Suche nach einem Audrey-Hepburn-Stoff, der anscheinend im Moment nirgendwo zu bekommen ist, fiel mir Marilyn Monroe in die Hände. Für ein Kosmetiktäschen auch ein gutes Motiv:




Genäht habe ich es wieder nach dieser Anleitung, aber mit schmalerem Boden. Gedacht war es für den Krimskrams, der normalerweise so in meinen Handtaschen für Chaos sorgt. Dafür ist es aber immer noch zu gross. Eine Verwendung findet sich bestimmt und falls nicht, dann freut sich vielleicht eine Freundin darüber, die MM-Fan ist. Gell, Heike... :-)

Um nicht an die wirklich sinnvollen Näharbeiten gehen zu müssen, und weil Täschchen nähen so schnell geht und so viel Spass macht und so viele Möglichkeiten bietet, hab ich dann gleich noch eins genäht, das diesmal die richtige Grösse hatte. Am meisten Zeit hat es gekostet, aus dem Stück Möbelstoff das richtige Motiv zu finden:


Den Futterstoff mit den Kronen habe ich auch schon länger auf Lager liegen, endlich kommt der mal zum Einsatz.


Das Ganze nochmal von innen:


Und das fertige Täschchen von vorne...


... und von hinten:


Und auch danach hatte ich noch nicht genug vom Taschen nähen. Manchmal braucht die Nähseele einfach so schnelle Erfolge.
Meine geliebte Kulturtasche, die mich bei vielen wunderbaren Urlauben begleitet hat, ist innen inzwischen sehr unansehnlich geworden. Ausserdem war sie immer etwas zu klein.

Was liegt da näher, als ein bisschen Stoff abzubauen?


Rest vom Bügelbrettbezug, darunter ein Tischset in rot, ganz unten ein Rest schwarzer Canvas von der Frühlingsjacke 2014


Die roten Tischsets sind aus dem aufgelösten Haushalt meiner Mum, noch nagelneu. Das leuchtende Rot konnte ich mir sofort für eine Tasche vorstellen. Nun bringen sie bei der neuen Kulturtasche ein bisschen Struktur und Stabilität in den hochgezogenen Boden und ein Seitenteil.

Für das Marilyn-Monroe-Täschchen hab ich endlich mal das Wachstuch vom Stoffmarkt verwendet. Der Rest reichte nicht mehr, deshalb musste ich da leider was nachkaufen. Das weisse Wachstuch hat ein schönes Blumenmuster, das graue hat eine leichte Struktur.


Bei der Inneneinteilung hab ich mich an die Vorlage gehalten, die war bisher sehr sinnvoll. Auf einer Seite drei gleich grosse Taschen, auf der anderen ein kleinere und die grosse für Kamm, Zahnbürste usw.


Richtig viel Platz!




Ich bin sehr zufrieden damit und freu mich auf den Stoffmarkt in Würzburg, wo sie zum ersten Mal zum Einsatz kommen wird.

Eins hab ich noch, dann seid ihr erlöst :-) Meine Schwester will sonst nichts Genähtes von mir, aber ab und zu braucht sie was für die Wohnung. Aus dem Stoff vom Möbelschweden hab ich ihr vor einiger Zeit mal Polster für die Esszimmerbank genäht. Jetzt wollte sie aus dem Rest gerne zwei Zugluftstopper haben.

Äh, what?!

Aber sie hat ja recht, auch hier gibt es auf dem Markt anscheinend nur sauteuer oder hässlich. Und nähtechnisch ist das ja keine wirkliche Herausforderung. Für das Inlett hab ich festen, dichtgewebten grauen Stoff aus meinem Lager verwendet. Bei einer Seite zum Befüllen ein Stück Naht offen gelassen und mit Hilfe eines selbstgebauten Trichters Bio-Katzenstreu eingefüllt. Zunähen, fertig.
Beim Oberstoff hab ich dann statt des Kreises an einer Seite eine Streifen Stoff mit Tunnel genäht. Da die Rollen auf dem Boden liegen muss der Oberstoff waschbar sein.                           


Zwei Wochen Urlaub und das Ergebnis? Ein paar nützliche Alltagsdinge und die Erkenntnis, dass sich die Lust, Grosses zu nähen nicht immer pünktlich mit dem Urlaubsanfang einstellt. Und dass man das zulassen und annehmen muss. 
Und es ist ja nicht so, als hätte ich am Foggy-Vivienne-Westwood-Jacket gar nicht weiter gemacht:


Die Ärmelschlitze sind fertig! Und inzwischen ist auch der Saum von Hand angenäht. Viel fehlt nicht mehr, nur noch das Futter an Saum und Ärmelsäumen und -schlitzen annähen. Vielleicht reicht's zum MeMadeMittwoch nächste Woche...
Ausserdem in Arbeit: 

Burda Downloadschnitt 138-102010

Ein Bikerjacke aus leuchtenrotem Canvas von Stoffkontor. Dafür musste ich den Originalschnitt von Grösse 44 auf 40/42 reduzieren.

Eigentlich hab ich doch ganz schön viel geschafft im diesjährigen "Nur-für-mich-Urlaub" :-)