Mittwoch, 18. Mai 2016

Prozess- und Ergebnisorientierung: Anlass-Outfit Teil 1

Im Juni muss/darf ich mal wieder auf eine Hochzeit, ein Ereignis, das in meinem Umfeld erstaunlich selten statt findet. Wenn es dann aber doch mal passiert, dann bin ich als Amateurschneiderin sofort im Planungsrausch. Da tun sich ja unendlich viele Möglichkeiten auf, endlich mal etwas richtig Elegantes zu nähen. Ich träume von Abendkleidern, Cocktailkleidern, Etuikleidern, Kleidern in jeder nur vorstellbaren Variante.
Bei der letzten Hochzeit vor fünf Jahren war das ernüchternde Ergebnis dieser Planungen, dass ich mir ein Outfit gekauft habe. Weil ich nicht fähig war, Wunsch und Wirklichkeit zu etwas Tragbarem zu verbinden. Das soll mir dieses Jahr nicht wieder passieren, hab ich mir geschworen.
Da kam mir dieser Denkanstoss:


ganz gelegen, weil er meine eigenen Überlegungen sehr gut trifft.

Beim Stricken ist es meist so, dass ich ein schönes Garn sehe, kaufe und dann nach einer Anleitung suche oder mir selber eine ausdenke. Was die Ergebnisorientierung angeht, bin ich da in den letzten Jahren sehr viel besser geworden. Jetzt gilt es noch, die Menge an Gestricktem auf ein vernünftiges Mass zurück zu fahren. Ein Strickstück pro Monat ist zwar prozessorientiert, setzt aber enorm unter Druck, was Aufbewahrung und Tragemöglichkeiten angeht.

Beim Nähen sieht das Verhältnis zwischen Prozess und Ergebnis ähnlich aus. Ich bin auf dem richtigen Weg, aber so ganz konsequent setze ich meine Erkenntnisse noch nicht um. Berge von schönen, unverarbeiteten Stoffen, Boxen voller ebenso schöner Knöpfe, die nicht zum Einsatz kommen, und Nähzubehör aller Art starrt mich anklagend an, wenn ich mich im Nähzimmer so umschaue.

Lange Rede, kurzer Sinn: die Richtung stimmt, an der Disziplin muss ich noch gewaltig arbeiten :-)

Nun aber zum Anlass-Outfit.



So sah der Plan aus: Hose und Bluse (selber nähen), Schuhe Paul Green (gekauft), Tasche Liebeskind (im Sale gekauft), Blazer Guido Maria Kretschmer (kreisch! äh... im Sale gekauft, aber nicht genau dieser :-)

Die HOSE

Mod. 116-042014



Interessanter Schnitt, deshalb schon vor einer ganzen Weile als Downloadschnitt erworben und, wie so vieles, erstmal gelagert.
Bei Stoffekontor.de hab ich einen wunderschönen, italienischen Designerstoff gefunden (Material: 53 % Baumwolle, 42 % Polyamid, 5 % Elasthan) in grau gefunden. Der Schlangenprint ist sehr dezent und je nach Lichteinfall mal mehr, mal weniger sichtbar. Ausserdem hat er eine wunderbar weiche Haptik.


Beim Nähen musste ich ein bisschen aufpassen, allzu viele Fehlstiche oder Auftrennen verzeiht der Stoff nicht.
Der Zwischenstand sah sehr ungewöhnlich aus:


Ein kleines Verständnisproblem hatte ich mit dieser Nähanweisung:

...Obere Kante der Taschenbeutel an den vord. Hosenteilen feststecken. Eingriffkanten und obere Kante der vord. Hosenteile wie eingez. absteppen, Taschenbeutel und Besatz mitfassen...

Das hätte bedeutet, dass sich der "Latz" nicht aufklappen lässt, was den Einstieg schwierig bis unmöglich gemacht hätte. Im Netz und bei Burda hab ich dazu leider gar nichts gefunden.
Aber letztlich hat sich doch alles gefügt, wie es sollte:


Die Bügelfalten sind bei mir abgesteppt, dann bleiben sie dauerhaft schön und sitzen immer an der richtigen Stelle :-)
Der Mann im Haus war wieder mal keine grosse Hilfe.

Ich: schau mal, meine neue Hose...
Er:  ist die nicht viel zu kurz?...

oder als ich mir nicht sicher war, ob ich die Bügelfalten auch an den rückwärtigen Hosenbeinen absteppen soll und erstmal nur eine genäht hab:

Ich: was sieht besser aus, mit oder ohne Naht?
Er:  was?!

Selber schuld, was frag ich auch...
Passende Knöpfe zu finden war gar nicht so einfach, aber die gefallen mir ganz gut:



Die Bluse ist in Arbeit, allerhöchste Zeit, denn in zehn Tagen gehts nach Dänemark (JUBEL) und dann muss alles fertig sein...

Einen wunderschönen sonnigen Tag euch allen!

Mittwoch, 11. Mai 2016

MMM 04/2016 Maybe?! und Clockwork

Zwei kleine, aber feine Basics kann ich heute zeigen. Eigentlich war der Beitrag schon für letzte Woche geplant, aber da liess mich leider die Technik im Stich.
Wo ich auf den Schnitt für das Shirt Maybe?! gestossen bin, kann ich leider nicht mehr sagen. Es war auf jeden Fall beim MMM und die Begeisterung so gross, dass ich mich hab anstecken lassen. Passiert mir oft beim MeMadeMittwoch :-) Ein einfacher, aber genialer Schnitt, ist gar nicht so einfach zu finden. Ich merke das gerade wieder bei den Vorbereitungen für ein Hochzeitsgast-Outfit.
Der grauweisse Viskosejersey mit dem gemässigten Retromuster ist vom Stoffmarkt im letzten Jahr.



 

Habt ihr gesehen? Ich hab den Spiegel anders gestellt, damit ihr nicht schon wieder das Chaos im Hintergrund sehen müsst :-)


Der Stoff war ein Rapport und ein bisschen knapp bemessen, deshalb musste ich tricksen. Vorne ist das Shirt kürzer als hinten aber das mag ich ja sehr gern.




Da ich beim Zuschneiden noch nicht wusste, wie lang ich die Ärmel haben will, hab ich sie erstmal nur parallel zur Stoffkante zugeschnitten. Das hat mir dann ganz gut gefallen, sieht ein kleines bisschen extravagant aus.

Teil 2 der Fotos ist im Büro entstanden, weil ich daheim vergessen hatte, das ganze Outfit zu fotografieren. Heute trage ich nicht die schwarze Jacke, sondern die Bikerjacke. Konnte ich aber nicht fotografieren, weil ich vergessen hatte, das Handy zu laden... Ich bin so was von urlaubsreif...


Die schon bekannte, oft getragene, schwarze Canvasjacke und ganz neu, clockwork von Stephen West. Für mich, die ich EIGENTLICH keine Sommerschals brauche, kam dieser frostige Frühling gar nicht so ungelegen. Grund genug, mal einen dieser schönen Schals von Westknit zu stricken, von denen alle so begeistert sind. Zu Recht, kann ich nur sagen.


Es gibt da noch einige Modelle, die ich gerne machen würde...



 Gestrickt hab ich mit Wakame von Lana Grossa Linea Pura, ein unglaublich weiches Garn. Wegen der Farbwahl bin ich kurz nochmal unsicher geworden. Weisses und eine getönte Tagescreme sollte man normalerweise streng getrennt halten, aber auch nach mehreren Tagen ist das Weiss immer noch Weiss.
Beim Berechnen der Menge hab ich mich etwas verschätzt, bestellt hatte ich 400 Gramm, gebraucht nur 200. Aus der anderen Hälfte ist ein weiterer Schal entstanden, aber dazu nächstes Mal mehr.

Einen schönen, sonnigen, MeMadeMittwoch euch allen! Ich hab jetzt einen schönen Schal, der Sommer kann kommen :-)