Dienstag, 9. Februar 2016

Von der Kunst, sich zu verzetteln

Im Januar hatte ich meinen jährlichen "Weihnachts"-Urlaub und wie immer eine lange Liste parat, was ich alles in den zwei Wochen nähen wollte. Ich war sehr zuversichtlich, nicht nur ganz viel neue Sachen zu schaffen, sondern auch liegen gebliebenes endlich abschliessen zu können. Drollig, wie man immer und immer wieder Erfahrungswerte ignoriert :-)
Liegen gebliebene Hausarbeit hab ich immerhin erledigt und ein paar neue Sachen sind auch entstanden, aber alles nur Kleinkram.

Seit einer gefühlten Ewigkeit hab ich nach einem neuen Bügelbrettbezug gesucht. Aber teuer UND hässlich ist eine inakzeptable Kombination. Es hat erstaunlich lange gedauert, bis ich endlich auf die Idee gekommen bin, mir einfach einen neuen zu nähen:


Stabiler Baumwollstoff vom Möbelschweden, schön ist er. Einziger Nachteil: als Hintergrund/Unterlage beim Fotografieren ist das Muster sehr präsent. Hier gibt es eine gute Anleitung dafür, das alte Zugband zu verwenden, ohne einen neuen Tunnel nähen zu müssen.

Auf der Suche nach einem Audrey-Hepburn-Stoff, der anscheinend im Moment nirgendwo zu bekommen ist, fiel mir Marilyn Monroe in die Hände. Für ein Kosmetiktäschen auch ein gutes Motiv:




Genäht habe ich es wieder nach dieser Anleitung, aber mit schmalerem Boden. Gedacht war es für den Krimskrams, der normalerweise so in meinen Handtaschen für Chaos sorgt. Dafür ist es aber immer noch zu gross. Eine Verwendung findet sich bestimmt und falls nicht, dann freut sich vielleicht eine Freundin darüber, die MM-Fan ist. Gell, Heike... :-)

Um nicht an die wirklich sinnvollen Näharbeiten gehen zu müssen, und weil Täschchen nähen so schnell geht und so viel Spass macht und so viele Möglichkeiten bietet, hab ich dann gleich noch eins genäht, das diesmal die richtige Grösse hatte. Am meisten Zeit hat es gekostet, aus dem Stück Möbelstoff das richtige Motiv zu finden:


Den Futterstoff mit den Kronen habe ich auch schon länger auf Lager liegen, endlich kommt der mal zum Einsatz.


Das Ganze nochmal von innen:


Und das fertige Täschchen von vorne...


... und von hinten:


Und auch danach hatte ich noch nicht genug vom Taschen nähen. Manchmal braucht die Nähseele einfach so schnelle Erfolge.
Meine geliebte Kulturtasche, die mich bei vielen wunderbaren Urlauben begleitet hat, ist innen inzwischen sehr unansehnlich geworden. Ausserdem war sie immer etwas zu klein.

Was liegt da näher, als ein bisschen Stoff abzubauen?


Rest vom Bügelbrettbezug, darunter ein Tischset in rot, ganz unten ein Rest schwarzer Canvas von der Frühlingsjacke 2014


Die roten Tischsets sind aus dem aufgelösten Haushalt meiner Mum, noch nagelneu. Das leuchtende Rot konnte ich mir sofort für eine Tasche vorstellen. Nun bringen sie bei der neuen Kulturtasche ein bisschen Struktur und Stabilität in den hochgezogenen Boden und ein Seitenteil.

Für das Marilyn-Monroe-Täschchen hab ich endlich mal das Wachstuch vom Stoffmarkt verwendet. Der Rest reichte nicht mehr, deshalb musste ich da leider was nachkaufen. Das weisse Wachstuch hat ein schönes Blumenmuster, das graue hat eine leichte Struktur.


Bei der Inneneinteilung hab ich mich an die Vorlage gehalten, die war bisher sehr sinnvoll. Auf einer Seite drei gleich grosse Taschen, auf der anderen ein kleinere und die grosse für Kamm, Zahnbürste usw.


Richtig viel Platz!




Ich bin sehr zufrieden damit und freu mich auf den Stoffmarkt in Würzburg, wo sie zum ersten Mal zum Einsatz kommen wird.

Eins hab ich noch, dann seid ihr erlöst :-) Meine Schwester will sonst nichts Genähtes von mir, aber ab und zu braucht sie was für die Wohnung. Aus dem Stoff vom Möbelschweden hab ich ihr vor einiger Zeit mal Polster für die Esszimmerbank genäht. Jetzt wollte sie aus dem Rest gerne zwei Zugluftstopper haben.

Äh, what?!

Aber sie hat ja recht, auch hier gibt es auf dem Markt anscheinend nur sauteuer oder hässlich. Und nähtechnisch ist das ja keine wirkliche Herausforderung. Für das Inlett hab ich festen, dichtgewebten grauen Stoff aus meinem Lager verwendet. Bei einer Seite zum Befüllen ein Stück Naht offen gelassen und mit Hilfe eines selbstgebauten Trichters Bio-Katzenstreu eingefüllt. Zunähen, fertig.
Beim Oberstoff hab ich dann statt des Kreises an einer Seite eine Streifen Stoff mit Tunnel genäht. Da die Rollen auf dem Boden liegen muss der Oberstoff waschbar sein.                           


Zwei Wochen Urlaub und das Ergebnis? Ein paar nützliche Alltagsdinge und die Erkenntnis, dass sich die Lust, Grosses zu nähen nicht immer pünktlich mit dem Urlaubsanfang einstellt. Und dass man das zulassen und annehmen muss. 
Und es ist ja nicht so, als hätte ich am Foggy-Vivienne-Westwood-Jacket gar nicht weiter gemacht:


Die Ärmelschlitze sind fertig! Und inzwischen ist auch der Saum von Hand angenäht. Viel fehlt nicht mehr, nur noch das Futter an Saum und Ärmelsäumen und -schlitzen annähen. Vielleicht reicht's zum MeMadeMittwoch nächste Woche...
Ausserdem in Arbeit: 

Burda Downloadschnitt 138-102010

Ein Bikerjacke aus leuchtenrotem Canvas von Stoffkontor. Dafür musste ich den Originalschnitt von Grösse 44 auf 40/42 reduzieren.

Eigentlich hab ich doch ganz schön viel geschafft im diesjährigen "Nur-für-mich-Urlaub" :-)