Dienstag, 6. Oktober 2015

Karo im Herbst

Zurück vom Schottland-Urlaub, beim schnellen Blogsurfen, fiel mir unter anderem diese Einladung vom Büro für schöne Dinge auf:



trägst du gerne kariert,  bist hobbypunk, englandliebhaber, sicherheitsnadelfetischist, umweltaktivist, denker, nähnerd, teetrinker, motto- t- shirt träger, sex pistols hörer


Mindestens acht von diesen zehn Punkten treffen auf mich zu, Ideen hätte ich auch. Noch nicht mal der Zeitdruck schreckt mich wirklich. Zu jedem "Meilenstein" einen ordentlichen Beitrag parat zu haben, könnte aber schwierig werden. Deshalb hab ich beschlossen, einfach parallel zu der wunderbaren Sewalong-Idee meine ganz persönliche Vivienne-Westwood-Näherei zu starten :-)

Im Princes-Square-Shopping-Centre in Glasgow sind wir (meine Nähfreundin und ich) bei Vivienne Westwood vorbei gekommen...


... und haben uns bei der Gelegenheit darüber unterhalten, dass wir beide ihre Sachen sehr mögen, aber die Kombinationen manchmal etwas fragwürdig finden. Ihr werdet hier also keine sehr ausgeflippten Farbzusammenstellungen erleben und auch keine DocMartens :-) 

Bei der Bildrecherche zum Thema fiel mir diese Jacke auf:

Vivienne Westwood Foggy Tweed Alcoholic Jacket

Genau mein Beuteschema: Blazer, asymetrische Vorderteile, witzige Kragen-/Reverslösung. Und erst der Name! :-)
Die unterschiedlichen Farben sind mir erst beim zweiten Anschauen aufgefallen. Da man keine Nähte sieht, ist der Stoff wohl so gefärbt. Das hat endgültig den Ausschlag gegeben, so eine Jacke will ich für den Herbst haben!

Hier muss ich nun die bereits angekündigte Geschichte vom Tweed(kauf) einschieben. Da wir in diesem Schottland-Urlaub keinen Abstecher nach Harris/Lewis machen konnten, hab ich mich im voraus bereits erkundigt, wo ich alternativ an Harris-Tweed kommen könnte. Fündig geworden bin ich in Newtonmore, dass sich wunderbar in unsere Reiseroute einbinden liess. 

Der Tag (der 11.09.!) fing schon ganz schlecht an, nämlich damit, dass ich mir den Mittelfinger gebrochen habe :-) Tapfer und mit der freudigen Aussicht auf einen Laden voller schöner Tweedstoffe, vielleicht sogar auf ein nettes Gespräch, hab ich die Schmerzen und die Frage der Männer, was sie denn in der Zeit tun sollten, ignoriert und den Laden auch sofort gefunden.

Ein schöner Laden und sie hatten an einer Wand tatsächlich eine grosse Auswahl an Meterware ausgestellt. Ein älterer Herr war damit beschäftigt, ein Paket für die Post fertig zu machen und liess uns erstmal in Ruhe schauen. So weit, so gut. Die Preise waren, wie im Internet, mit 38 Pfund für die einfache Weite und 75 Pfund für die doppelte Weite ausgezeichnet, allerdings nicht direkt am Stoffballen. Ich hab mich dann sehr schnell für einen blaugrauen Stoff mit einfacher Weite entschieden. Das Interesse des Verkäufers oder Besitzers war, freundlich ausgedrückt, mässig. Er meinte dann nur, dass dieser Stoff auf 75 Pfund pro Meter käme. Ich hab sicherheitshalber nochmal erwähnt, dass es sich um die einfache Weite handelt, aber er blieb dabei. 
Hätte ich WLAN gehabt, dann hätte ich ihm seine eigene Webseite direkt unter die Nase gehalten. Am Abend hab ich mir das ganze Angebot nochmal angeschaut und da war das Muster, das ich wollte, immer mit 38 Pfund/Meter angegeben. 
Ich würde gerne sagen, unter "schlechte Erfahrungen" verbucht und abgehakt, aber so ganz lässt mich das Thema noch nicht los.

Wir waren also schon nach einer Viertelstunde wieder raus aus dem Laden und beim Warten auf unsere Männer fand ich dann doch noch einen Grund zum Lachen:


Darauf muss man erstmal kommen, oder? :-)

In Glasgow waren wir dann schliesslich noch in einem riesigen Stoffladen, Mandors, und hier sind wir beide fündig geworden. Meine Freundin hat blauen Harris-Tweed gekauft und ich diesen englischen:


Gestern Abend hab ich schon eine Probefärbung gemacht, für den "Foggy-Effekt" :-)


Das Grau wird noch ein bisschen heller, dann passt das. Knöpfe hab ich wahrscheinlich auch schon, Futterstoff auch schon, nur der Schnitt muss noch angepasst werden. Dann kann's los gehen...