Sonntag, 23. Februar 2014

Die Vorteile des Selbernähens

Mal abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen - das Material selber wählen und die Grösse anpassen zu können - bietet des Nähen auch noch die Möglichkeit, praktische Details von Kaufkleidung zu übernehmen.
Nie wieder die Qual der Wahl haben, weil bei dem einen Teil dies perfekt ist, beim anderen was anderes. Einfach alles integrieren, was ich haben will! Yes.

So geschehen bei meiner neuen Frühlingsjacke in sonnigem Schwarz :-) ein Halbfertig-Foto gab es hier schon mal zu sehen. Die Hauptarbeit habe ich während meines Urlaubs im Januar erledigt, zwei ungestörte Nähtage lang.
Der Schnitt (Burda 02/2007, Mod. 107) stand schon seit längerem fest. Diese Jacke hier hab ich vor Jahren genäht und sie lange und gern getragen:


Ein fester Baumwollstoff in graugrüner Batikoptik, ungefüttert. Wie gesagt, sehr bequem, aber einige Details haben mich gestört.
Zunächst mal die Farbe, ausser zu Jeans passt sie zu gar nix. Dann die Taschen, die zwar witzig aussehen, aber unpraktisch sind. Ich brauche Jackentaschen nicht als Stauraum, sondern um die Hände bei Bedarf rein stecken zu können. Von oben geht das nicht so gut, also die mussten auf jeden Fall auch anders werden.
Und das Innenleben gefiel mir auch nicht mehr:


Sieht unordentlich aus, brrr. Die Ärmel mit Manschetten und Druckknopf waren okay, die wollte ich wieder so machen.



So viel zur Vorarbeit und hier ist sie nun:



Das ist kein Fleck über der unteren Tasche, sondern ein SONNENreflex! Ein Hauch von Frühling eben...
Man sieht hier schon die Änderungen. Angedeutete, gepaspelte Reissverschlusstaschen über den Brusttaschen und insgesamt etwa 5 cm länger. Verschlussriegel am Hals, geklautes Detail Nr. 1. Und Einschubtaschen für meine kalten Hände! Die unteren Taschen sind nämlich nur optisch Klappentaschen, die Öffnung ist nicht unter der Klappe, sondern seitlich. Abgeschaut von meiner geliebten (Kauf-)Winterjacke, die mich frostfrei durch Stockholm gebracht hat. Geklautes Detail Nr. 2.
Der Stoff ist ein wunderbarer Canvas vom Stoffekontor. Ein bisschen Auflockern wollte ich das schwarz mit einem Patch. Da ich aber nichts gefunden habe, das mir gefällt, hab ich das auch noch schnell selber gemacht :-) Transferfolie auf einen Rest türkises Leinen von dieser Lieblingsjacke, auf ein Stück Canvas genäht, Lasche unten mit einem Ovalring und vier silberne Nieten auf die Ecken und das ganze dann auf den linken Ärmel genäht.




Das war der Moment, wo es ein bisschen durchging mit mir. Noch eine Lasche für die Schulterriegel und gegen das unabsichtliche Herausrutschen des Kragenriegels:


Ein Minidruckknopf, geklautes Detail Nr. 3. Der Kragen ist übrigens doppelt so hoch, wie in der Originalanleitung.
Nachdem ich mich bei den Details dann doch gebremst habe, sind dafür die Ärmel noch geändert worden. Die Manschette hab ich zwar beibehalten, aber Reissverschlüsse eingebaut.


Und natürlich abgesteppt wie Weltmeister. Zum Glück gibts schwarzes Garn auf grossen Rollen, den Unterfaden hab ich immer gleich auf zwei Spulen vorbereitet, um nicht unnötig Zeit zu verlieren.

Nun zum Innenleben, das bei intensiver Sonneneinstrahlung auch nicht grade leicht zu fotografieren war.


Vorder- und Rückenfutterteil sind aus einem wunderschönen türkis-weiss gemusterten Patchworkstoff, von Tante Ema, gekauft beim Händler vor Ort, im Netz hab ich das Muster gar nicht mehr gefunden. Die Ärmel aus weissem Futterstoff mit Muster.


Im Rückenteil natürlich eine Bewegungsfalte, nochmal ein Patch, Aufhänger und das türkise Leinen als Paspel am Innenkragen.

Eine (für meine Verhältnisse) lange Beschreibung, aber ich bewundere oft die detaillierten Schnittbeschreibungen auf anderen Blogs und ärgere mich jedes Mal, wenn ich aus Zeitnot nur eben die nötigsten Eckdaten angebe. Heute hab ich mir richtig viel Zeit dafür genommen.
Das liegt natürlich auch daran, dass ich die Jacke schon liebe und auch ausnahmsweise richtig sorgfältig daran gearbeitet habe.
Detailfotos liefere ich mit Tragefotos nach, die ich am hoffentlich beim kommenden MeMadeMittwoch zeigen kann.
Einen schönen Restsonntag allen, die hier absichtlich oder zufällig vorbei gekommen sind!