Sonntag, 6. Dezember 2015

Nähen nach Vivienne Westwood

Wer keine Probleme hat schafft sich welche... Vor den Erfolg hat der Herr den Fleiss gesetzt...

Auf das Nähen treffen diese alten Sprichworte bei mir zur Zeit voll und ganz zu. Ich hätt's so schön einfach haben können, aber Spass macht's doch auch...

Der Vivienne-Westwood-Sewalong ist längst vorbei und ich bin natürlich noch nicht fertig. Ich wusste schon, warum ich mich nicht angemeldet hab, man kennt sich ja schliesslich recht gut, nach mehreren Jahrzehnten...

Um sicher zu gehen, dass die Kragenlösung für meine Version des Vivienne Westwood-Jackets auch funktioniert hab ich ausnahmsweise mal ein Probeteil genäht. Natürlich nur den Teil, der strittig war, SO gewissenhaft bin ich dann doch nicht plötzlich geworden.




Schon seltsam, dass es erst diesen Sewalong braucht, um mal asymmetrisch zu denken bzw. zu schneidern.
Momentan achte ich ja (fast schon sklavisch) darauf, so viel wie möglich aus der Lagerhaltung zu verwenden, bevor was Neues gekauft wird. Wenn also kein Paspelband in passender Farbe vorrätig ist, und auch keine Schnur, um neue Paspeln zu machen, dann wird eben ein hellgraues dunkel gefärbt. Nicht besonders aufwendig, aber eine ziemliche Sauerei. Wenigstens weiss ich jetzt, wie das Mischungsverhältnis sein muss.


Bei Projekten wie diesem, das einfach ein bisschen mehr Zeit erfordert, macht mir die zusätzliche Arbeit gar nicht so viel aus. Wie zum Beispiel die Übertragung der Schnittkonturen mit Heftfaden. Es dauert eigentlich gar nicht so lange und das Nähen ist dann viel entspannter.



Gestern hab ich sieben Stunden am Stück genäht, ein absoluter Glücksfall für knifflige Stellen wie diese hier am Kragen:


Da war ich mir kurze Zeit nicht sicher, ob ich noch weiss, was ich da tue :-) Die Zugaben der Rundungen sind ordentlich ausgeschnitten, nicht wie sonst nur eingeschnitten:


... und die Zugaben der Seiten- und unteren Ärmelnähte wieder flach genäht:


Die Anprobe ohne Ärmel war etwas ernüchternd, aber dieses mentale Tief hab ich schnell überwunden. Die Passform stimmt und halbfertige Sachen sehen eben etwas merkwürdig aus:
 

Da ich mich für Paspeln entschieden habe gibt es normale, statt Paspelknopflöcher, irgendwo muss man ja Abstriche machen :-) Ich hoffe nur, dass meine allerbeste, nicht mehr ganz jugendliche Nähmaschine mich da nicht im Stich lässt.
Jetzt muss ich nur noch die Ärmel beim Oberstoff und Futter einsetzen und mir darüber klar werden, wie lang die Jacke werden soll...

Trotz gemischter Gefühle, was die menschliche Seite der Sendung angeht, schaue ich mir jede Folge von Geschickt Eingefädelt an. Einfach, weil ich mit den Teilnehmern mitfiebere und weil ich sehr bewundere, was sie unter den Umständen für schöne Sachen machen. Naürlich achtet man dann bei den eigenen Nähereien wieder mehr auf die technischen Details.

Da war ich also ganz stolz darauf, dass ich bei den Rückenteilen das Karomuster perfekt durchlaufend zugeschnitten habe. Ich dachte schon: nicht mal Inge könnte da meckern, denn auch bei den Seitennähten passt es... Wo es nicht stimmt? Na, wo denn wohl? Da, wo man es am besten sehen kann, bei den Vorderteilen!

Hochmut kommt vor dem Fall...:-)